Ernährungsberater
Karolina Dobrowolska-Zrałka
Obwohl viele von uns ihren täglichen Proteinbedarf problemlos decken können, gibt es eine Reihe von Situationen und Personengruppen, deren Proteinbedarf deutlich ansteigt. Von Phasen intensiven Wachstums über Ausdauer- und Krafttraining bis hin zu Krankheitszuständen und Genesung – in all diesen Fällen benötigt der Körper mehr Aminosäuren, um Gewebe wieder aufzubauen, Hormone zu produzieren und das Immunsystem zu unterstützen. Es lohnt sich, die entscheidenden Momente zu kennen, in denen Protein die Rolle des „Notdienstes“ für unsere Zellen übernimmt, um die Ernährung entsprechend anzupassen und Mangelerscheinungen zu vermeiden.
Nachfrage in Zeiten des Wachstums und der Entwicklung
Kinder und Jugendliche benötigen insbesondere in der Phase der Wachstumsschübe deutlich höhere Proteinmengen als Erwachsene. Während der Pubertät beschleunigt sich die Synthese von Muskel- und Knochengewebe und damit steigt der Bedarf an exogenen Aminosäuren. In der Praxis bedeutet dies, die Zufuhr auf 1,0–1,5 g Protein pro kg Körpergewicht und Tag zu erhöhen, abhängig von der individuellen Wachstumsrate und körperlichen Aktivität. Eine unzureichende Versorgung zu diesem Zeitpunkt kann zu Wachstumsstörungen, verringerter Knochendichte und Problemen bei der Regeneration nach der Schule oder sportlichen Aktivitäten führen.
Körperliche Aktivität – Kraft, Ausdauer, Fitness
Sportler und Menschen, die regelmäßig Kraft- oder Ausdauertraining betreiben, benötigen mehr Protein, um die Verluste an Aminosäuren auszugleichen, die durch den Muskelkatabolismus entstehen. Je nach Art der Aktivität empfiehlt sich eine tägliche Zufuhr von 1,4 g (Ausdauertraining) bis sogar 2,0 g Protein pro kg Körpergewicht (Krafttraining). Bei hochintensiven Belastungen nutzt der Körper Protein nicht nur zum Aufbau von Muskelfasern, sondern auch als zusätzliche Energiequelle. Eine optimale Proteinverteilung in mehreren Portionen über den Tag und der Verzehr einer Post-Workout-Mahlzeit, die reich an schnell verdaulichen Aminosäuren (z. B. Molke, Hydrolysate) ist, verkürzt die Regenerationszeit und minimiert das Verletzungsrisiko.
Schwangerschaft und Stillzeit – die Bedürfnisse der Mutter und des sich entwickelnden Kindes
Während des zweiten und dritten Schwangerschaftstrimesters steigt der Proteinbedarf um etwa 20–30 g pro Tag, um die Proteinsynthese des fetalen Gewebes und eine erhöhte Durchblutung zu unterstützen. Während des Stillens benötigt eine Frau zusätzlich 15-20 g Eiweiß, das direkt in die Milch übergeht und die Entwicklung des Neugeborenen unterstützt. Ein zu niedriger Proteingehalt in der Ernährung der Mutter kann zu einer Verschlechterung der Milchqualität, einer Hemmung der Gewichtszunahme des Kindes und einer Schwächung der Immunmechanismen des Babys führen.
Physiologischer Stress, Krankheiten und Genesung
Operationen, Verletzungen, Verbrennungen, Infektionen und chronische Krankheiten sind Zustände, die einen starken Abbau von Körperproteinen verursachen und deren Verbrauch deutlich erhöhen. In solchen Situationen wird empfohlen, bis zu 1,5–2,5 g Protein pro kg Körpergewicht zuzuführen, häufig in Form von leicht verdaulichen Hydrolysaten oder kompletten Pulvermahlzeiten. Eine ausreichende Versorgung mit Aminosäuren unterstützt die Wundheilung, die Antikörpersynthese und den Wiederaufbau der Muskelmasse, verkürzt die Genesungszeit und verringert das Risiko von Komplikationen.
Nachfrage bei älteren Menschen
Mit zunehmendem Alter nimmt die Effizienz der Muskelproteinsynthese ab, was zu einem allmählichen Verlust von Kraft und Muskelmasse (Sarkopenie) beiträgt. Für Menschen über 65 Jahre wird empfohlen, mindestens 1,2–1,5 g Protein pro kg Körpergewicht zu sich zu nehmen, in manchen Fällen sogar bis zu 2,0 g/kg, um einer Knochenentmineralisierung und einer verminderten körperlichen Fitness vorzubeugen. Regelmäßige Proteindosen, gleichmäßig über mehrere Mahlzeiten am Tag verteilt, und die Einnahme von Proteinpräparaten können die Lebensqualität und die Fähigkeit zur selbstständigen Funktionsfähigkeit deutlich verbessern.
Quellen
- FAO/WHO – Protein- und Aminosäurebedarf in der menschlichen Ernährung
- Institute of Medicine – Nahrungsreferenzwerte für Makronährstoffe
- Europäische Gesellschaft für klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) – Leitlinien zur klinischen Ernährung und Flüssigkeitszufuhr in der Geriatrie
- Zeitschrift der International Society of Sports Nutrition – „Standpunkt: Protein und Bewegung“
- American Journal of Clinical Nutrition – „Proteinbedarf in Schwangerschaft und Stillzeit“
- Klinische Ernährung – „Ernährung bei kritisch kranken und genesenden Patienten“
- Journal of Cachexia, Sarcopenia and Muscle – „Proteinaufnahme und Muskelgesundheit bei älteren Menschen“
FAQ
Wie wirkt sich chronischer physiologischer Stress auf den erhöhten Proteinbedarf aus?
Physiologischer Stress löst den Katabolismus von Gewebeproteinen für die Synthese von Akute-Phase-Proteinen und Stresshormonen aus. Dadurch benötigt der Körper mehr Aminosäuren, um Gewebe wieder aufzubauen und Immunproteine zu produzieren, was den Tagesbedarf um bis zu 30-50 % erhöhen kann.
Sollten übergewichtige Menschen ihre tägliche Proteinzufuhr ändern?
Ja – bei übergewichtigen Menschen wird empfohlen, den Proteinanteil in der Nahrung zu erhöhen (auf 1,2–1,6 g/kg fettfreie Körpermasse), um das Sättigungsgefühl zu verbessern, den Fettabbau zu unterstützen und die Muskelmasse beim Abnehmen zu schützen.
Wie verändern extreme Temperaturen (Hitze, Kälte) den Proteinbedarf?
Die Einwirkung hoher oder niedriger Temperaturen erhöht den Verbrauch thermoregulatorischer und adaptiver Proteine. Bei kaltem Wetter nutzt der Körper Proteine zur Wärmeerzeugung (Thermogenese) und bei heißem Wetter zur Regeneration von durch Hitzestress verursachten Zellschäden.
Erfordert eine vegane Ernährung eine höhere Proteinzufuhr als eine gemischte Ernährung?
Bei einer veganen Ernährung wird empfohlen, die Proteinaufnahme um etwa 10–15 % (bis zu 1,1–1,3 g/kg) zu erhöhen, um der geringeren Verdaulichkeit und dem geringeren Gehalt einiger exogener Aminosäuren Rechnung zu tragen. Durch die Kombination verschiedener pflanzlicher Quellen entsteht ein vollständiges Aminosäureprofil.
Wie wirken sich Fastenperioden bzw. Intervallfasten auf den Eiweißstoffwechsel des Körpers aus?
Während längerer Esspausen nutzt der Körper körpereigene Proteine, um Glukose (Glukoneogenese) und Energie zu produzieren. Während des intermittierenden Fastens wird empfohlen, innerhalb der Essensfenster Proteine zu sich zu nehmen (20–30 g alle 3–4 Stunden), um den Muskelabbau zu minimieren und die Regeneration zu unterstützen.
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